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Monte Viso über Normalroute (27.08.2004)

Eigentlich wollten wir ja Hochtouren im Schweizer Wallis unternehmen, das unbeständige Wetter hat uns jedoch davon abgehalten, sodass wir weiter im Süden unser Bedürfnis nach der Besteigung zumindest eines höheren Berges nachgingen. Hier fiel die Wahl auf den relativ freistehenden Monte Viso mit einer Höhe von 3841 Meter ü.M.

Kartenmaterial hatten wir leider keines - wir waren ja auf das Schweizer Wallis eingestellt - also starteten wir den Aufstieg von italienischer Seite lediglich mit den wenigen Informationen einer sehr freundlichen Mitarbeiterin der Touristeninfo des nahegelegenen Ortes Saluzzo. Diese bescheinigte uns, dass alles super ausgeschildert und der Normalweg auf den Gipfel kein Problem sei. Um 17:00 Uhr begannen wir von Pian del Re (Ende des Valle di Po) den Hüttenaufstieg zur Rif. Sella Qintino aus. Aufgrund des von uns ausgewählten leichten Gepäcks und einem starmmen Schritt waren wir schon nach gut 1 1/2 Stunden auf der Hütte. Als wir die Hütte betraten beschlichen uns gewisse Zweifel, ob wir für die geplante Tour wohl richtig ausgerüstet waren. Im Vorraum hingen jede Menge Steigeisen, Eispickel und Kletterseile. Eine Nachfrage beim Hüttenwirt ergab jedoch, dass außer einem Steinschlaghelm keine hochalpine Ausrüstung für die Besteigung des Gipfels auf dem Normalweg erforderlich sei.

Am Morgen des 27.08.04 war Wecken schon um 4:30Uhr, sodass wir mit ca. 40-50 anderen Gipfelaspiranten gegen 5:30 Uhr aufgebrochen sind. Nachdem wir das morgentliche “Wettrennen” in der Dunkelheit mit Stirnleuchte um die vordersten Plätze beim Einstieg in die Kletterpassage zunächst schon gewonnen hatten, mussten wir uns wegen unseres Zögerns aufgrund einer gewissen Unsicherheit über den richtigen Weg dann doch erst einmal in der Mitte einreihen. Das erste Kletterstück bis einem markanten Sattel war teilweise klettersteigmäßig mit einer Stahlkette abgesichert und nicht schwerer als 2 - 3.  Nach dem Sattel ging es erst mal wieder bergab und dann über ein ziemlich langes Feld aus Blockgestein und Schutt, vorbei an einer Biwakschachtel,  zum eigentlichen Einstieg des Monte Viso Aufbaus. Die Orientierung war hier wieder realtiv einfach, da die Route einerseits immer wieder mit Farbtupfern und/oder Steinmännchen markiert war und zum anderen eigentlich alle Varianten nach oben führten. Die letzten 600 hm waren schöne Blockkletterei (je nach Variante bis zum 3./4. Grad). Für Geübte ist es nicht nur kein Problem, sondern sogar empfehlenswert, den gesamten Weg seilfrei zurückzulegen  Das Gehen in einer Seilschaft ist in dem verblockten und stark zerklüfteten Gelände ausgesprochen mühsam und provoziert nur das Auslösen von Steinschlag. Abgesehen von dieser selbstgemachten Steinschlaggefahr hält sich diese jedoch sehr in Grenzen, sodass ein Helm zwar empfehlenswert, aber bei entsprechender Routenwahl auch nicht zwingend notwendig ist. Um 8: 45 erreichten wir den wunderschönen Gipfel.

An einem windgeschützten Fleck konnten wir an dem wolkenlosen Tag bei angenehmen Temperaturen eine einzigartige Aussicht bis zum Mittelmeer und in die andere Richtung bis weit in die Alpen genießen.
Der Ausblick ähnelt sehr dem Blick aus einem Flugzeug, da bereits 10 km Richtung Süden das italienische   Flachland mit nur noch ca. 200 Meter über dem Meer beginnt. Es gibt wohl nur wenige Berge, wo man sich derartig im ersten Rang in der ersten Reihe ca. 3500 Meter über dem Tal befindet.

 

Nach 1 1/2 Stunden Gipfelaufenthalt begannen wir mit dem Abstieg, wobei uns noch sehr viele Leute entgegenkamen, die gleichzeitig mit uns an der Hütte aufgebrochen waren, die entweder doch ein Problem mit der nicht unerheblichen Höhe oder dem Seilhandling hatten. Auch der Abstieg ist seilfrei gut zu machen, wenngleich hier für weniger Geübte einige sinnvolle Abseilpassagen eingerichtet sind. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf der Hütte und dem Auffüllen unsere Trinkwasserreserven (Brunnen an der Hütte!!) sind wir noch relativ gemütlich ins Tal abgestiegen und haben dabei immer wieder den Rückblick auf die eindrucksvoll hohe Felspyramide des Monte Viso genossen. Weiter unten schon in der Nähe unseres Ausgangspunktes spürte man dann schnell wieder die Zeichen der beginnenden Zivilisation. Viele Tagesausflügler marschieren vom Parkplatz von Piane del Re bis zu dem wenig höher gelegenen malerischen See, dessen unterirdischer Abfluss wenig tiefer die Quelle des größten italienischen Flusses, des Po´s darstellt.

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Annemarie, Bernhard und Stefan

 

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